DER NORWEGER


Wenn ich heute Norwegen als meine neue Heimat und mich selbst gefühlsmäßig als Norweger empfinde, dann sollte auch einmal erwähnt werden, wie es dazu gekommen ist: Die Saat, sich für dieses wunderschöne Land im Norden Europas zu begeistern, wurde von meinen Eltern bereits in meiner Kindheit ausgebracht, und die bei mir zart keimende Pflanze der Sehnsucht erhielt später ständig neue Nahrung. Denn häufig, wenn unsere Familie zusammen saß, bekam ich aus erster Hand und mit einer Vielzahl von Fotos die tiefe Verbundenheit meiner alten Herrschaften mit ihren norwegischen Freunden und Bekannten und ihren Enthusiasmus für faszinierende Landschaften vermittelt. Und sie wussten genau, wovon sie sprachen, da sie bis Ende der 1940-er Jahre regelmäßig zu Gast bei ihren „Nordmannen“ waren, denn in der Landessprache heißt der Norweger „nordmann“.
Leider musste ich später miterleben, wie meine ansonsten lebenslustigen Eltern bei ihren Erzählungen immer trauriger und verbitterter wurden, weil ihnen, wie fast allen anderen ehemaligen DDR-Bürgern auch, keine Reisen ins so genannte NSW (Nicht-sozialistisches Wirtschaftsgebiet) genehmigt wurden.
Irgendwann brach dann auch der Briefkontakt ab, sodass meine Eltern nur noch in Erinnerungen leben konnten, die bei unseren „Norwegenabenden“ auch so manche Träne fließen ließen.
Wahrscheinlich war das auch ausschlaggebend dafür, dass von mir alle entsprechenden Fotoalben entsorgt wurden, als ich nach dem Tod meiner Eltern deren Wohnung beräumt habe. Heute könnte ich mich dafür vor Wut in den Hintern beißen, denn zwischenzeitlich hätte ich gern die Suche nach der Familie von Mette und Thoralf, die mir als die besten Freunde meiner Eltern noch in Erinnerung geblieben sind, aufgenommen. Mit meinem jetzigen Kenntnisstand ist das illusorisch, denn ich habe nicht die blasseste Ahnung, wo ich suchen sollte, und den Familiennamen weiß ich auch nicht mehr.
Zum Glück bin ich nicht so gelenkig, dass diese Bisse in mein Sitzfleisch jemals realisiert werden könnten. Sie wissen ja, je reifer wir Männer werden, umso  knackiger sind wir – mal knackt es im Knie, dann knackt es im Rücken, und meist knackt es auch im Kopf.
Allerdings konnte ich mir damals beim besten Willen auch nicht vorstellen, dass ich selbst einmal nach Norwegen reisen würde, was ich dann aber sofort nach der Wende getan habe.
Und es hat mich auch sofort so stark erwischt, dass ich seitdem von diesem Land nicht wieder losgekommen bin.
Am Ende dieser ersten Reise hat sich übrigens bei mir ein Erlebnis regelrecht eingebrannt, das mehr über das Land Norwegen und seine Leute sagt als jede noch so perfekte Laudatio: Da ich vor der ersten Reise nicht wirklich eine Vorstellung von attraktiven Reisezielen hatte, sind wir, nicht zuletzt auch von den Preisen dirigiert, an einem Binnensee bei Hagelænd, etwa 35 km nördlich von Kristiansand, gelandet. Landschaftlich ist das zwar ein schönes Fleckchen, entspricht aber keineswegs der Einmaligkeit der norwegischen Fjordregionen, sodass darin nicht die Ursache für das erwähnte Erlebnis liegen konnte.           Ich war damals mit meinem Sohn und zwei seiner Freunde unterwegs, jeder etwas mehr als 14 Jahre alt. Sie waren ihrer Meinung nach also gerade richtige Männer geworden und führten sich auch entsprechend auf, allerdings nur bis zu dem Zeitpunkt, als wir nach der Rückreise in Kiel die Fähre verlassen mussten.

Dort blieben die drei „harten“ Männer wie auf Kommando stehen und heulten wie die Schlosshunde. Von mir hinterfragt, bekam ich als Antwort: „Wir wollen wieder zurück nach Norwegen, dort wird man wenigstens als Mensch behandelt und fühlt sich auch so.“
 

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